Vor kurzem hatte ich ein par Tage Zeit und Gelegenheit, mir die Gegend um das schweizerische St. Moritz etwas genauer anzuschauen.
Bislang habe ich mit St. Moritz eher einen drögen Millionärsspielplatz assoziiert. Das hat sich nun geändert.
Ab jetzt bedeutet St. Moritz für mich „Seilbahnen, feinste Singletrails in hochalpinem Gelände und atemberaubende Berglandschaften„.
Unterwegs war ich die Tage auf einem Rocky Mountain Slayer, einem recht abfahrtslastigen Endurobike mit 160mm Federweg vorne wie hinten.
Vor diesem Hintergrund war für mich in erster Linie die Gegend westlich des Tals interessant.
Hier verkehren zwei Seilbahnen und eine Standseilbahn, die auch Mountainbiker mitnehmen.
Für Crosscountry- und Marathonfahrer ist das Engadin aber ebenfalls ein lohnendes Ziel – nicht zuletzt wegen des unabwendbaren Höhentrainingseffekts: St. Moritz liegt immerhin auf gut 1700m, und wer etwas Tragen und Schieben in Kauf nimmt, kann bis auf 3000m (!) aufsteigen und auch wieder abfahren.
Schön: Ab zwei Übernachtungen bekommt man in vielen Hotels eine Tageskarte der Engadiner Bergbahnen gratis dazu!
Ich denke, die Bilder sprechen schon mal für sich :)
Im Folgenden beschreibe ich ein par Touren, auf denen ihr die Gegend selber kennen lernen könnt!
Panoramarunde St. Moritz
Diese Tour verläuft teilweise auf der Via Engiadina, dem Engadiner Höhenweg. Von Celerina aus fährt man auf den Berghängen der nördlichen Talseite bis nach Sils. Erst geht es auf komfortablen Feldwegen bergauf, dann kommt ein sehr schöner und sehr langer Single Trail, der nur eher leicht bergauf und bergab geht. Trotz weniger Schiebestücke ist er für geübte Mountainbiker meist sehr gut zu fahren.
Die Aussicht ist phänomenal und der Name „Panoramarunde“ ist wirklich angebracht.
In Sils kann – wer will – gemütlich einkehren. Auf der südlichen Talseite geht es dann über den Stazersee zurück nach Celerina. Dieser Teil der Tour verläuft flacher als der erste Abschnitt.
Die Route entlang des St. Moritz- und Silvaplanersees zeigt das Tal von seiner entspanntesten Seite. Wer will kann den letzten Abstecher zum Stazersee auch weglassen.
Die Fahrt entlang des St.Moritz- und Silvaplanersee lädt zum gemütlichen Ausrollen und Cruisen ein.
– Höhenmeter bergauf: 905m
– Höhenmeter bergab: 905m
– Distanz: 36,5 Km
– Dauer: knapp 4 Stunden bei entspanntem Tempo
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Corviglia Trails
Keine „Tour“ im eigentlichen Sinne, vielmehr die besten MTB-Trails im Skigebiet Skigebiet Corviglia-Marguns-Piz Nair!
Die Wege sind Top in Schuss und laden einfach zum gepflegten Heizen ein :)
Empfehlenswert sind leichte, tourentaugliche Protektoren und ein Enduro-Bike mit 160mm Federweg. Das war zumindest das Setup, mit dem ich unterwegs war. Wer mit einem leichteren Rad unterwegs ist, kommt aber auch klar. Wie gesagt, die Wege sind top gepflegt!
Es sind keine Sprünge eingabaut, aber die Strecken sind wirklich sehr flowig und vereinzelt sind die Kurven auch zu Anliegern ausfgebaut.
Für die Auffahrt bieten sich die Standseilbahn Chantarella-Corviglia, die Gondelbahn Celerina – Marguns und die Seilbahn St. Moritz – Signal (Signalbahn) an.
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Suvretta-Loop
Diese Tour führt auf den Suvretta-Pass. Dieser liegt auf 2683m über dem Meeresspiegel. Wer atemberaubende Landschaft und Kilometerweise Single Trails erwartet, wird nicht enttäuscht :)
Um es bergauf nicht allzusehr ausarten zu lassen, haben wir die Seilbahn Celerina-Marguns genommen, welche schon mal bis auf 2276m hochführt. Die verbleibenden Höhenmeter lassen sich allerdings mit Fug und Recht als „hart“ bezeichnen: Die Auffahrt über Lej Alv und Alpinahütte geht ordentlich in die beine und auf die (Höhenluft nicht in jedem Fall gewöhnten) Lungen.
Die Auffahrt auf den Suvrettapss selbst ist allerdings dann nicht mehr ganz so steil, überzeugt aber mit der Kombination aus hervorragend gepflegtem Singletrail und hochalpinem Panorama.
Bergab wird es dann etwas anspruchsvoller. Für gänzlich ungeübte Mountainbiker ist diese Tour definitiv nichts!
Wer allerdings auch Freude an etwas anspruchsvolleren Trails hat, kommt auf seine Kosten.
Auf dem Rückweg bietet sich das Gasthaus Spinas im Val Bever zur Einkehr an.
– Höhenmeter bergauf: ca. 700
– Höhenmeter bergab: ca. 1200
– Distanz: 31 Km
– Dauer: etwa 2,5 Stunden Fahrzeit bei entspanntem Tempo
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Fuorcla Valletta
Diese Tour war für mich der Höhepunkt meines Aufenthaltes im Engadin. Auf dem Weg zur Fuorcla Valletta (2858m) muss man zwar geschätzte 200-300 Höhenmeter schieben oder tragen, das ist es aber auf jeden Fall wert :)
Ausser dem – ich erwähnte es bereits bei den anderen Touren – kolossalen Panorama locken hier auch technisch etwas anspruchsvollere Trails.
Es geht zwar immer noch technischer und schwieriger, aber ohne MTB-Erfahrung in alpinem Gelände sollte man lieber erst mal etwas anderes fahren.
Der Weg ab der Bergstation Marguns ist zwar zunächst zweispurig und gut in Schuss. Die schiere Steilheit liess mich aber lieber schieben. Konditionstiere finden hier jedoch eine echte Herausforderung!
Ich habe mein Enduro wie gesagt aber lieber geschoben und mich so für das folgende Tragestück hoch zur Fuorcla Valletta geschont.
Der Weg bergab, oberhalb von Samedan zurück nach Celerina, war dann vom Feinsten!
Auf dieser Tour war ich alleine unterwegs, daher die etwas „leereren“ Bilder.
Ich habe mich auch zweimal um etwa 100m verfahren. Wer die GPS-Dateien als Route nimmt, schaut sie sich vor dem Start lieber genau an, dann passiert ihm das nicht ;)
– Höhenmeter bergauf: ca. 635
– Höhenmeter bergab: 1166
– Distanz: 13,5 Km
– Dauer: knapp 2 Stunden reine Fahrzeit – aber man bleibt gerne mal stehen und schaut sich die Landschaft an!
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Tipps
– Relativ günstig übernachten kann man in der Inn Lodge in Celerina
– Essen gehen ist in der Schweiz grundsätzlich teurer als in D. Vergleichsweise günstig und gut ist allerdings die „Alte Brauerei“ in Celerina.
Wer etwas ganz besonderes will (evtentuell mit der/dem Liebsten), kann im Hotel Muottas Muragl auf 2450m über dem Meer hervorragend (wenn auch nicht ganz billig) essen gehen. Etwas günstiger ist das dazugehörende Restaurant „Scatla“.
– Geführte Biketouren: Engadin Biketours
– Bikeshop und Mietbikes: Skiservive Corvatsch (Ich war im Shop an der Talstation der Bergbahn in Celerina). Die Abgebildeten Leihräder spiegeln übrigens nicht ganz das tatsächliche Angebot wieder. Sehr zu empfehlen sind die aktuellen Top-Bikes von Rocky Mountain :)
– Wer die Umwelt schonen möchte und mit der Bahn anreist, wird belohnt: Die Fahrt mit der zum „UNESCO Welterbe“ zählenden Rhätischen Bahn ist eine optimale Einstimmung auf den Aufenthalt im Engadin!
Sehr schönes Gebiet!!! Da werde ich wohl auch diesen Herbst schnell vorbei schauen. Danke für die Impressionen und den tollen Bericht!
Gruss: Chregu
holla, mächtig geiler bericht und viel mühe hast du da reingesteckt. super und die bilder erst. mal einen dicken daumen hoch dafür. hab ich mir mit sehr viel interesse durchgelesen.